Eine Vision für Europa

Ein Wettbewerb für Studierende in Kooperation mit der Universität des Saarlandes

Quelle: Koyos, Europe, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Abschluss des Europa-Wettbewerbs

Herzlichen Glückwunsch an die Gewinnerinnen und Gewinner!

Die Preisträgerinnen und Preisträger des Wettbewerbs „Eine Vision für Europa“, den die Friedrich Stiftung in Kooperation mit der Universität des Saarlandes ausgelobt hatte, stehen fest:

Den ersten Preis erkannte die Jury der 20jährigen Leni Hirschmann zu, Studentin der Europawissenschaften an der Universität des Saarlandes.

Den zweiten Preis erhielt der 21jährige Fabio Montalto, der ebenfalls in Saarbrücken Europawissenschaften studiert.

Der dritte Preis ging an die 24jährige Petra Arih, Studentin der Geisteswissenschaften an der Univerza na Primorskem in Slowenien.

Leni Hirschmanns Beitrag ist ein Poetry Slam, den die Autorin nicht nur als Textfassung, sondern auch als Sprachaufnahme einsandte.

„An Europa glauben“ beginnt mit dem Blick, den eine junge europäische Studentin auf die Welt richtet: bedrückt von den vielen Krisen und furchtbaren Ereignissen, sich bewusst, wie privilegiert der eigene Lebensstil ist.

„Viele von uns empfinden eine Art von Gelähmtheit, wir fühlen uns traurig und hilflos“, sagt Leni Hirschmann im Gespräch. „Trotzdem möchten wir hoffnungsvoll bleiben. Wir, die junge Generation, sind doch die Zukunft.“ In ihrem Poetry Slam richtet Leni Hirschmann ihre Hoffnung auf Europa und seine Werte von Freiheit, Gleichheit und Solidarität, die in der Europäischen Union lebendig sind. Die Schattenseiten – beispielsweise im Umgang mit Flüchtlingen – übergeht sie nicht, aber dennoch bekennt sie sich zu Europa.

Leni Hirschmann arbeitete einen Monat lang intensiv an dem Text; sie schildert, wie sie erst nach mehreren Anläufen damit zufrieden war. Den ersten Preis zu gewinnen, sei eine große Überraschung und Freude gewesen. „Ein sehr überzeugender, gesprochener persönlicher Text, der auffällig gut informiert ist und zugleich voller Poesie“, begründete ein Mitglied der Jury seine Entscheidung. „Der Text ist recht kritisch angelegt, aber zugleich sehr optimistisch und mutmachend, er arbeitet mit Zitaten aus der Europahymne und mit dem Symbol der Euroflagge – wunderschön, sprachlich ausgefeilt und sehr authentisch.“

Insgesamt waren bis zum 31. März 2024 über 80 Beiträge eingegangen, die der Jury in anonymisierter Form vorgelegt wurden. Neben dem britischen Historiker Professor Timothy Garton Ash gehörten ihr die Zukunftsforscherin Dr. Florence Gaub, der Europa-Abgeordnete Reinhard Bütikofer, die Rechtsprofessorin Tiziana Chiusi, Vorsitzende des Clusters für Europaforschung der Universität des Saarlandes, sowie die Kuratoriumsmitglieder der Friedrich Stiftung: die frühere Kulturstaatsministerin Professorin Christina Weiss, der ehemalige Präsident der Humboldt Universität Berlin und jetzige Präsident der International Psychoanalytic University Berlin, Professor Jan-Hendrik Olbertz, sowie der Vizepräsident der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover, Professor Oliver Wille, an.

Den zweiten Preis vergaben die Juroren an Fabio Montalto für seinen Text „Ode an die Freude“ – eine Verbeugung vor Friedrich Schillers Gedicht und der Hymne der Europäischen Union. Fabio Montaltos Zugang zu dem Thema ist analytisch: Er beschreibt die Geschichte Europas als Zwangsherrschaft der Starken über die Schwachen, sowohl im Inneren als auch im Verhältnis zu den ausgebeuteten Kolonien. Die europäische Einigung sei ein Bruch mit dieser Tradition gewesen. Heute, angesichts erstarkender Autokratien, müsse Europa „die erwachsene Alternative sein für eine Welt, die abermals bedroht ist, in Imperien und Vasallenstaaten zu zerfallen“. Im Gespräch fasst Fabio Montalto es so zusammen: „Europa darf keine Festung sein, sondern muss ein Sammelplatz sein für alle, die die Freiheit voranbringen wollen.“

Foto von Azzedine Rouichi auf Unsplash

Den dritten Preis gewann die Slowenin Petra Arih für eine Wutrede, die mit der Feststellung beginnt: „Mein Europa ist nicht Ihr Europa“. Petra Arih schildert, wie anders das Leben in ihrer kleinen Stadt in Slowenien ist, insbesondere im Vergleich zum nur wenige Kilometer entfernten, viel reicheren Österreich. Manches sei durch den EU-Beitritt noch schlimmer geworden: Beispielsweise fehlen in Slowenien jetzt die Ärzte, die nach Westeuropa gegangen sind, weil sie dort besser verdienen.

Im Gespräch erzählt Petra Arih, wie sie monatelang nachgedacht habe, welche Antwort sie auf die Frage des Wettbewerbs nach einer Vision für Europa finden könne. Am letzten Tag habe sie dann, unmittelbar vor der Abgabefrist um Mitternacht, ihre Wutrede heruntergeschrieben. „Ich war vollkommen ehrlich, anders kann ich gar nicht schreiben“, sagt sie.

Über die große Vielfalt der eingegangenen Beiträge freut sich die Friedrich Stiftung sehr – ihr großer Dank gilt allen Studentinnen und Studenten, die den Wettbewerb „Eine Vision für Europa“ zum Anlass genommen haben, über die Zukunft Europas nachzudenken und ihre Gedanken aufzuzeichnen.

Ebenso dankt die Friedrich Stiftung ihrem Kooperationspartner, der Universität des Saarlandes, die die Ausschreibung für den Wettbewerb nicht nur bei ihren eigenen Studenten bekannt machte, sondern auch bei ihren europäischen Partneruniversitäten intensiv dafür warb.

Ein besonderer Dank gilt schließlich den Mitgliedern der Jury – herausragenden europäischen Persönlichkeiten – für ihr großes Engagement und ihre Zeit.